Ein zweites Sommermärchen sollte es werden, die Weltmeisterschaft im eigenen Lande. Nicht wenige hofften, die Popularität des Frauenfußballs in Deutschland würde neue, ungeahnte Höhen erreichen. Und dass zahllose Mädchen den Vereinen „die Tür einrennen“ würden, um ihren Idolen Alexandra Popp, Birgit Prinz oder Lira Bajramaj nachzueifern.

Wie sich das frühe Ausscheiden im Viertelfinale gegen Japan auf den Gladbecker Nachwuchs auswirkt, und woran es dem Frauenfußball hierzulande generell noch fehlt, darüber sprach die WAZ mit Sylwia Nowacki, Spielerin der ersten Mannschaft und U 15-Trainerin beim VfL Gladbeck.

Frau Nowacki, wie haben Sie die Berichterstattung über die deutsche Frauen-Nationalelf empfunden?

Das war schon echt heftig, das waren die Spielerinnen in diesem Ausmaß sicher nicht gewohnt.

Ein Grund fürs frühe Scheitern?

Das kann gut sein. Die Stadien waren prall gefüllt, was einige offenbar sehr nervös gemacht hat. Wie auch die Tatsache, dass gerade in den ersten Tagen der WM jede kleinste Kleinigkeit öffentlich gemacht wurde. Diesen Trubel zu genießen, stelle ich mir sehr schwer vor. Philipp Lahm hat im Vorfeld verkündet, „die Frauen würden schaffen, was die Männer im eigenen Land nicht gepackt haben“. Wenn das kein Druck ist…

Zu viel auf einmal also?

Ja, die Berichterstattung zur WM steht schon in einem krassen Missverhältnis zum Liga-Alltag. Im Fernsehen gibt es neben dem Pokalfinale im besten Fall Europapokalspiele zu sehen. Aber die erste Liga? Da fällt die Entscheidung dann doch zugunsten Dritt- oder Viertliga-Fußball der Männer. Auch in den Zeitungen und Magazinen findet man kaum etwas. Öfters mal ein Poster wäre schön.

Ein simples Poster ?

Meine Mädchen brauchen Idole, wollen sich auch einmal ihre Lieblingsspielerin an die Wand hängen können. Die spärlichen Poster, die ich finde, hänge ich dann bei uns im Vereinsheim auf.

Könnte sich das frühe Aus der Deutschen sogar negativ auf den Nachwuchs-Bereich auswirken?

Ich persönlich sehe das nicht so. Die WM hatte und hat einen durchaus positiven Effekt. Seit Beginn des Turniers haben wir schon drei neue Mädchen zu vermelden. Alles Anfängerinnen, die einfach Lust auf Fußball bekommen haben. Generell sehe ich die Lage, was den „Nachschub“ an Spielerinnen angeht, nicht als dramatisch an. Beim VfL läuft es da seit Jahren ganz gut.

Sie waren vorher Trainerin der U 11, dann der U 13. Wie lautet Ihre Zielsetzung für die erste Saison mit der neu formierten U 15-Auswahl?

Ich möchte mit meinem Team schon gern einen Platz unter den ersten Drei erreichen. Langfristig müssen wir etwas erfolgreicher werden, damit auch stärkere Spielerinnen länger bei uns bleiben. Vier Spielerinnen haben uns zum Ende der abgelaufenen Spielzeit verlassen, um in Oberhausen eine neue Herausforderung zu suchen. Das ist nicht weiter schlimm, schön aber auch nicht.

Quelle: WAZ Gladbeck – Marcel Krischik